Am 20./21. Oktober fand die GVA-Jahresmitgliederversammlung 2015 mit anschließendem Kongress statt. Mehr als 250 Spitzenvertreter aus Kfz-Teilehandel und Kfz-Teileindustrie tauschten sich in Hannover über aktuelle Themen der Branche aus.
Der erste Veranstaltungstag war der Jahresmitgliederversammlung des GVA (JMV) gewidmet. In diesem Rahmen konnte GVA-Präsident Hartmut Röhl eine Steigerung der Zahl der GVA-Mitglieder im laufenden Jahr vermelden. Das ist angesichts des ungebrochenen Trends im freien Kfz-Teilehandel zu Unternehmenszusammenschlüssen und -übernahmen besonders erfreulich. Der Neueintritt jedes einzelnen Unternehmens der Branche, ganz gleich ob groß oder klein, verstärkt das politische Gewicht des GVA und unterstützt die Arbeit des Verbands für die Branche. Als einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des GVA bezeichnete Hartmut Röhl die Eröffnung des Berliner Hauptstadtbüros im vergangenen Sommer. Der GVA ist damit permanent im politischen Betrieb Berlins präsent, um die Interessen seiner Mitglieder und der Verbraucher für fairen Wettbewerb im Kfz-Teile- und Servicemarkt angemessen zu vertreten. Im Rahmen der JMV präsentierte des Weiteren GVA-Geschäftsführerin Marita Kloster den Bericht aus der Verbandsarbeit, der wesentliche Arbeitsschwerpunkte des vergangenen Jahres umfasste sowie aktuelle Entwicklungen bei verschiedenen GVA-Anliegen aufzeigte.
Teileindustrie wählt neue Sprecher
Die außerordentlichen GVA-Mitglieder aus der Kfz-Teileindustrie wählten in ihrer internen Sitzung neue Sprecher. Industriesprecher ist nun Jochen Leuthold (Fa. TRW KFZ Ausrüstung GmbH, Neuwied), der von seinen Stellvertretern Carsten Albath (Fa. MANN + HUMMEL GMBH, Ludwigsburg) sowie Thomas Koch (Fa. Robert Bosch GmbH Automotive Aftermarket, Karlsruhe) unterstützt wird. Dem scheidenden GVA-Industriesprecher Manfred Filko (Fa. ZF) wurde in der Jahresmitgliederversammlung für sein langjähriges großes Engagement im Verband herzlich gedankt. Auch Petra Engels (MANN + HUMMEL GmbH, Ludwigsburg), die sich nicht zur Wiederwahl gestellt hatte, wurde von den GVA-Mitgliedern mit Dank und anerkennendem Applaus bedacht.
Seit 25 Jahren für Wettbewerb im Kfz-Aftermarket aktiv
In diesem Jahr wurde der GVA 25 Jahre alt. GVA-Präsident Hartmut Röhl nutzte den gemeinsamen ersten Veranstaltungsabend für einen Blick zurück. Seit seiner Gründung am 24. April 1990 durch die Verschmelzung der beiden Vorgängerverbände VKG (Verband der Kraftfahrzeugteile- und Zweirad-Großhändler e.V.) und IGWV (Interessengemeinschaft der Werksvertretungen für Kfz-Teile e.V.) hat sich der GVA gut entwickelt. Röhl wies darauf hin, dass der Verband an Gewicht in der Branche sowie in der Verbändelandschaft gewonnen hat und zu einem geschätzten Ansprechpartner der Politik für Themen der Automobilwirtschaft und des Großhandels geworden ist.
Wirtschaftliche Lage der Branche recht positiv
Ein wichtiges Thema vieler Gespräche im Rahmen der Veranstaltung war die wirtschaftliche Lage im Kfz-Aftermarket. Die Unternehmen des freien Kfz-Ersatzteilmarktes in Deutschland befinden sich in diesem Jahr auf einem soliden Kurs und melden bislang einen Umsatzzuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Einer GVA-Mitgliederbefragung nach dem dritten Quartal 2015 zufolge, verzeichneten 63,3 Prozent der Betriebe aus dem Kfz-Teilehandel und 69,7 Prozent der Unternehmen aus der Kfz-Teileindustrie steigende Umsätze im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Erwartungen für das Gesamtjahr sind gemäß GVA-Daten erfreulich: So rechnen 67,4 Prozent der GVA-Handelsmitglieder für das Gesamtjahr 2015 mit steigenden Umsätzen. Damit liegt der Handel fast gleichauf mit der Kfz-Teileindustrie, bei der 76,8 Prozent der Unternehmen ein Wachstum in 2015 erwarten. Diese positiven Aussichten im Kfz-Ersatzteilmarkt in der Bundesrepublik werden von Zahlen des Kfz-Gewerbes bestätigt. So erwarten 57,2 Prozent der Servicebetriebe in Deutschland eine saisonübliche Werkstattauslastung im vierten Quartal und 38,4 Prozent ein besseres Werkstattgeschäft als im dritten Quartal 2015. Die Servicebetriebe bilden die größte Kundengruppe für Produkte und Dienstleistungen der GVA-Mitgliedsunternehmen. Positive Einflüsse auf den Kfz-Aftermarket insgesamt dürfte die ungebrochen hohe Zahl an Besitzumschreibungen in Deutschland haben. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt (KBA) 7,07 Mio. – nach Experteneinschätzung dürften es in diesem Jahr wenigstens ebenso viele werden. Gerade vor dem Gebrauchtwagenverkauf tendieren viele Autofahrer dazu, das Fahrzeug noch einmal in einen guten Zustand zu versetzen. Das heißt, der Autofahrer lässt einen gegebenenfalls aufgelaufenen Wartungsstau beseitigen oder kleinere Schönheitsreparaturen bzw. eine Inspektion durchführen. Das alles in der zumeist berechtigten Erwartung, durch diese Maßnahmen einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Auf der anderen Seite ist zu erwarten, dass auch Käufer von Gebrauchtwagen in ihren neuen Wagen investieren und diesen etwa über den Zubehörmarkt individualisieren. Die Unternehmen des freien Kfz-Servicemarktes können darüber hinaus vom weiter steigenden Durchschnittsalter der PKW in Deutschland profitieren, das mittlerweile neun Jahre beträgt. Fahrer älterer Fahrzeuge tendieren verstärkt dazu, freie Werkstätten für Reparatur und Wartung aufzusuchen.
Wettbewerbspolitik im Fokus vieler Gespräche
Neben einem Meinungsaustausch zur wirtschaftlichen Lage stand vor allem die Wettbewerbspolitik im Fokus der Teilnehmer. Einmal mehr kristallisierte sich dabei der Zugang zu den Fahrzeug- und Ersatzteildaten als zentrales Thema für die Unternehmen des freien Kfz-Ersatzteilmarktes heraus. Daten bilden die Währung in der digitalen Welt. Im Kfz-Aftermarket gilt das insbesondere hinsichtlich der technischen Informationen für Reparatur und Wartung der Fahrzeuge. Wer keinen Zugang zu diesen Daten hat, kann nicht auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben. Die Fahrzeughersteller sind in ihrer Rolle als Produzenten der Automobile naturgemäß im Besitz dieser Daten und sind zur Sicherung fairen Wettbewerbs gesetzlich dazu verpflichtet, unabhängigen Marktteilnehmern Zugang zu diesen zu ermöglichen. Allerdings kommen Fahrzeughersteller diesen Verpflichtungen oft nur unzureichend nach. Ein eklatantes Beispiel dafür ist die Verweigerungshaltung von PKW- und NFZ-Herstellern, Unternehmen des freien Marktes Zugang zu den Basisdaten für die Fahrzeug- und Ersatzteilidentifikation zu gewähren, wie GVA-Präsident Hartmut Röhl gegenüber Pressevertretern ausführte. Ein Monopolstreben der Fahrzeughersteller beobachtet der GVA auch infolge der fortschreitenden Vernetzung der Fahrzeuge. Der Markt für automobile Anwendungen rund um Sicherheit, Fahrerassistenz, Entertainment sowie Fahrzeug- und Mobilitätsmanagement wird in den kommenden Jahren stark wachsen. Derzeit werden in Brüssel die Spezifikationen der Telematikplattformen in den Fahrzeugen ausgearbeitet. Im Mai 2015 wurde der EU-Kommission mit der europäischen eCall-Verordnung das Mandat gegeben, die technischen Rahmenbedingungen für interoperable, standardisierte, sichere und frei zugängliche Telematikplattformen in den Fahrzeugen zu schaffen. Der GVA fordert, dass die IAM-Akteure auf Wunsch des Autofahrers Zugriff auf die im Fahrzeug gewonnen Daten erhalten, um eigene Produkte und Dienstleistungen für das vernetzte Fahren entwickeln und anbieten zu können. Dieser Zugriff muss direkt und zeitnah möglich sein, ohne dass die Daten über Systeme der Fahrzeughersteller geleitet werden.
GVA-Kongress unterhaltsam und informativ
Der GVA konnte den Teilnehmern ein Kongressprogramm bieten, das informativ und unterhaltsam zugleich war. Den Auftakt machte Herr Sanjay Sauldie vom EIMIA (Europäisches Internet Marketing Institut & Akademie), der in seinem Vortrag auf das strategische Internetmarketing für die Märkte vom morgen einging.
Die rechtlichen Leitplanken für vernetzte Fahrzeuge waren das Thema des gemeinsamen Referats der Rechtsanwälte Dr. Thomas Funke, Marcus Sacré und Dr. Marc Störing (Sozietät Osborne Clarke). Der Schwerpunkt der Aufführungen lag auf den Aspekten Wettbewerb, Produkthaftung und Datenschutz in der Telematik.
Einen informativen und zugleich unterhaltsamen Abschluss des GVA-Kongress 2015 bot der Auftritt von Vince Ebert. Der bekannte Kabarettist, Autor und Moderator klärte die Teilnehmer darüber auf, warum die Welt nicht berechenbar ist und wie man gerade diesen Umstand für den eigenen Erfolg nutzen kann.
Die Teilnehmer der Jahresmitgliederversammlung mit anschließendem Kongress zeigten sich in ihrer Veranstaltungsbewertung zumeist sehr zufrieden. Neben den Vorträgen wurde vor allem auch die Möglichkeiten zum Meinungsaustausch zwischen Teilehandel und Teileindustrie gelobt. Der Termin für das nächste Jahr steht bereits fest:
Die Jahresmitgliederversammlung 2016 findet am 8. November statt, der GVA-Kongress am darauf folgenden Tag, den 9. November. Veranstaltungsort wird wieder Hannover sein.